Großer Laufschuhtest 2019
Es ist Anfang Februar. Über die Schwerborner Toskana im Erfurter Norden peitschen die Niederschläge mit Windstärke 8. Tapfer kämpfen wir uns mit der Laufgruppe durch das Training. Fast 30 unserer Schäfchen bereiten sich regelmäßig in der großen Gruppe vor. Ausdauer, Kraft, Schnelligket und vor allem Spaß soll der Sport ja machen. Bewegung in der Gemeinschaft und auch einmal abseits eingelaufener Pfade. Aus diesem Grund gibt es an diesem Februartag eine Menge neuer Trainingsreize. Am Ende heißt es noch Anbaden im Stotternheimer See – bei 5°C Wassertemperatur und in kompletter Laufmontur. Immerhin soll die Kälte ja die Regeneration beschleunigen, so sagt man. Eine Stunde später sitzen Marcus und ich frisch gestriegelt im InterCity der Deutschen Bahn. Vom Erfurter Hauptbahnhof geht es ins vier Stunden entfernte Dortmund. Die Redakteure von laufen.de und der Einkaufsverband Sport 2000 haben zum großen Laufschuhtest 2019 eingeladen. Über 70 Laufprofis aus ganz Deutschland sollen die neuen Frühjahrsmodelle unter die Lupe nehmen und berichten. Marcus und ich gehören wieder dazu. Als der Wecker am nächsten Morgen klingelt, müssen wir uns aufgrund des Muskelkaters vom Vortag seitlich aus dem Bett rollen. Aber so ein Laufschuhtest verspricht ja immer auch die Möglichkeit zum entspannten Auslaufen…
Diesmal sind wir deutlich zu früh dran. Während die Laufschuhfirmen noch fleißig aufbauen, begutachten wir erst einmal die Dortmunder Leichtathletik Halle. Dass die Tür zur Toilette in der Herrenumkleide fehlt, scheint hier völlig normal zu sein. Auch der frische Bruch abseits der Bahn 4 kann nur mit einem unmittelbar vor uns stattgefundenen Wettkampf und der individuellen Ausbelastung interpretiert werden. Wir können leider nicht mehr erkennen, was es als Wettkampfnahrung im Vorfeld gab. Aber wir zwei wollten ja eh erst einmal an der frischen Luft laufen und nicht die nächsten 20 Kilometer auf dem 200m-Rund unter dem Hallendach drehen. Zu sehen sind schon die Zelte von Asics, Brooks, New Balance, Saucony, Adidas, Hoka, Karhu, Diadora, Falke, Lunge, Mizuno, UltraSports, Currex und hinter einer Säule an der Hallenzufahrt – eine Mercedes G-Klasse mit großem Nike Aufkleber. Aber dazu später.
Primär geht es uns bei den Lauschuhtests immer darum, einen möglichst ungefilterten Eindruck von den neuen Schuhen zu erhalten. In den Laufladen Erfurt sollen immerhin nur die besten Modelle der Saison kommen. Bei unseren Vorordern gibt es leider meist nur eine Mustergröße und die kann dann auch nie im wahren Umfeld des Läufers getestet werden. Das bedeutet, dass wir in Vorbereitung auf solch einen großen Laufschuhtest eine Liste mit Schuhen erhalten, die es bald im Laufladen Erfurt gibt und die müssen sprichwörtlich auf Herz und Niere getestet werden. Und eines dürfen wir bereits vorweg nehmen: Unsere beiden Chefeinkäufer haben für das Frühjahr/ Sommer 2019 eine wirklich gute Arbeit gemacht, denn kein von uns getestetes Modell ist durchgefallen.
Erfahrung von Spezialisten
Gesagt, getan geht es zu Brooks, denn die Jungs waren als erstes fertig mit dem Aufbau. Levitate, Bedlam, Defyance, Ghost und Transcend wollen auf die Straße rund um das Westfalenstadion aka Signal Iduna Park. Wie immer, suchen wir uns verschiedene Runden um möglichst viele Facetten abdecken zu können. Nasser Asphalt, gepflasterte Wege, fester Parkuntergrund, nasse Tartanbahn im Stadion „Rote Erde“ oder die trockene Ausführung in der Halle, wildes Unterholz als Geländeersatz und sogar eine Finnebahn samt Rindenmulch und Sandböden sollten die nächsten sechs Stunden unsere Begleiter werden. Folglich hieß es, Bommelmütze auf, Handschuhe an und ab an die frische Luft.
Brooks Levitate 2
Theoretisch wollte Marcus gleich den Halbmarathon mit dem Levitate 2 laufen. Eine hervorragende Passform, unabhängig ob man einen breiten oder schmalen Fuß hat. Hausschuhähnlich kommt er daher, der Levitate und erlaubt sowohl über die Ferse als auch den Vorfuß ein entspanntes oder eben auch mal dynamisches Laufverhalten. Durch die Dämpfung empfanden wir von Anfang an ein sehr rundes Laufgefühl. Besonders die angenehme Ferse hat überzeugt. Die spürt man nämlich fast nicht, da sie besonders weich und dezent gehalten ist.
Brooks Bedlam
Die gestützte Version vom Levitate nennt sich Bedlam. Schon beim Reinschlüpfen merken wir den Unterschied. Sowohl im Bereich des Sprunggelenks als auch um die Zehen merkt man sofort die Führung. Brooks hat einen eigenen Namen für dieses halbschalenähnliche Produkt und hat es guiderail getauft. Ziel ist es, die Rotationsbewegung der Ferse zu minimieren. Davon spüren wir nichts, aber das kann auch noch am Muskelkater liegen. Der Bedlam hingegen schmiegt sich wie der Levitate gut an den Fuß an. Besonders Läufer mit Problemen im Großzehgelenk oder einem Hallux dürften mit dem strumpfähnlichen Obermaterial Freude haben. Auffällig ist hingegen die Passform der Ferse, die man hier im Gegensatz zum Leviate deutlicher spürt. Aber das schadet dem guten Gesamteindruck in keinster Weise.
Brooks Transcend
Wer schon einmal im Laufladen Erfurt war, der weiß, dass wir sehr gerne blumige Umschreibungen für Lauferfahrungen verwenden. Beim Transcend ging es uns in Dortmund wieder so. Der Fuß sinkt sofort in ein Wasserbett. Wie die Wulst eines Ölfangteppichs umgibt die Leitplanke den eigenen Fuß. Der Transcend ist und bleibt halt ein Pantoffel. Gefühlt ist er zwar etwas schwerer als die zuvor gelaufenen Bedlam und Levitate, wirkt dabei aber überhaupt nicht zu schwer. Korrigierend wirkt er auf Fehlstellungen und dämpft dabei ohne zu weich zu sein. Für uns ist der Transcend weiterhin ein typischer „Kopf-Frei-Laufen“ Schuh, den man nach einem harten Arbeitstag anzieht um einfach mal laufen gehen zu müssen.
Brooks Ghost
Während die ersten drei Schuhe von Brooks unserer Meinung nach reine Komfortschuhe sind, also durchweg sehr voluminös und aufgeplustert, ist der Ghost anders. Beim Binden der Schnürsenkel empfinde ich den Mittelfuß als viel zu straff – muss mich aber eines Besseren belehren lassen. Durch das mehrlagige Obermatrial ist der Ghost eben genau für schmale Füße geeignet, wie ihn Marcus hat. Im spürbaren Gegensatz zu den anderen Komfortschuhen merkt man, dass man jetzt wieder einen „richtigen“ Schuh am Fuß hat. Leicht koorigierend funktioniert er obendrein und das Profil der Sohle hat sich bewährt. Auf der Testrunde endet unser Pfad nämlich am versperrten Gartenzaun. Umdrehen ist keine Option also geht es durch den Wald an die Gleise und zurück auf den Weg. Das Profil und der Schuh halten auch dank der guten Führung im Mittelfußbereich. Für uns ergeht die Empfehlung eindeutig in Richtung Einsteigerdauerlaufschuh.
Spezialistenmodell Brooks Defyance
Der nette Mann unter dem Brookszelt schaut uns schon ganz komisch an, als wir zum wiederholten Male nass vom Regen und latent schwitzend bei ihm die Schuhe da lassen. Mittlerweile trudeln auch die anderen Testteilnehmer ein und begeben sich auf die Runden unterm geschützen Hallendach. Warum insgesamt nur knapp eine Handvoll Laufprofis die Schuhe an der frischen Luft und vor allem länger als eine 200m-Tartanrunde testen – erschließt sich werder Marcus noch mir bis zum Ende des Tages. Das erste Sondermodell des Tages, den Brooks Defyance, möchten uns die Herren von Brooks erst gar nicht aushändigen. Immerhin gibt es ja nur zwei Ausführungen. Da produziert die Laufschuhindustrie exklusive Produkte für die Laufpofis und bringt zum Test jeweils einen Karton in Marcus und meiner Größe. Wir versprechen, ihn auch nicht zu dreckig zurück zu bringen und sind schon wieder vor der Tür. Hinter selbiger hat sich übrigens inzwischen die schwarze G-Klasse von Nike positioniert. Uns ist noch nicht ganz klar, ob wir dort auch Schuhe testen können, sollen oder ob der Besuch mit Berliner Kennzeichen nur aus Versehen hier ist. Den Außendienst haben die Amerikaner nämlich schon seit Monaten eingestellt und wie Aufbau sieht das bei dem Herrn auf dem Fahrersitz auch nicht aus. So ein mobiles Telefon ist ja auch viel spannender…
Zurück zum Sondermodell Defyance 10 von Brooks. Für uns der perfekte Alleskönner. Man spürt sofort, dass der Schuh die Führung übernimmt. Zum einen über die optimale und nicht zu straffe Passform. Zum anderen über die gewohnt solide Bauweise. Die entkoppelte Ferse und der festere Schaum im Innenbereich der Zwischensohle sorgen für Bewegungskontrolle und die Stabilität. Da findet sich kein großer Schnickschnack. Lediglich das Laufen im Vorfuß erfordert etwas mehr Aufwand. Empfehlenswert ist unser neutral-stabiler daher eher für Fersenläufer und wirklich ein sehr breites Spektrum an Fuß- und Lauftypen.
Leicht. Direkt. Adidas. – Gute Laufschuhe aus Franken
Adidas Boston 7
Leicht. Direkt. Adidas. So in etwa war unser Eindruck vom alten und neuen Adidas Boston 7. Er kommt zwar nur mit einer anderen Farbe. Im Gegensatz zum leichten Marcus, der den Boston häufig auch im Training läuft, nutze ich gerne die Gelegenheit beim Laufschuhtest, um wieder etwas Flottes zu probieren. Für uns ist auch der 7er Boston ein optimaler Trainings- und Wettkampfschuh. Das Gewicht ist weiterhin niedrig. Im Schuh selbst reibt, drückt und spannt nichts. Die fränkische Continental Außensohle hält sowohl auf nassem Asphalt als auch auf dem feuchten Stadionoval. Auffällig ist nicht nur, dass der Kilometerschnitt sofort beschleunigt wird, der Schuh also extrem dynamisch wirkt. Er verzeiht leider auch weiterhin keine Fehler in der Lauftechnik und Fußstellung. Empfehlen würden wir ihn aber dennoch auch als Ergänzung für eine Techniktraining z.B. mit Lauf ABC oder für kürzere und schnellere Einheiten, denn der Boston kann auch sehr motivierend wirken.
Adidas Solar Glide
Was sich bei unserem letzten Adidas Laufschuhtest zur Erfurter Buffbohnen Bewegung abgezeichnet hat, setzt sich nun in Dortmund fort. Adidas baut wieder gute Schuhe. Der Solar Glide kommt mit 75% des weichen Boost Materials und 25 % des härteren EVA Gemischs. Die Zehenbox ist angenehm breit aber nicht zu voluminös nach oben. Die bei Adidas inzwischen typisch fehlende Fersenkappe lässt auch unsere Ferse anfangs etwas Schlupf. Mit der geheimen Geheimschnürung mittels letztem Schnürloch ist aber auch dieses Problem behoben. Draußen in freier Wildbahn rollt der Solar Glide absolut rund ab. Unabhängig, ob sanftes Dahingleiten über die Ferse oder sportliches Abdrücken im Vorfuß – der Glide macht beides mit. Die Empfehlung geht an Läufer, die mit dem Laufen beginnen möchten und vielleicht bisher noch nicht ganz so vertraut mit einem engeren, führenden Schuh sind oder aber schlicht diese angenehm weiche Passform des Boost Materials mögen. Schwammig jedenfalls sind die neuen Adidas Schuhe nicht mehr.
Adidas Ultra Boost
Dormund Tag & Nacht. Das war zumindest unser Eindruck beim neuen UltraBoost von Adidas. Schon beim Reinschlüpfen waren wir überrascht ob der deutlich besseren Passform. Sockenähnliches Obermaterial, mehr Boost Anteil und ein gefühlt breiterer Fersenunterbau führen zu mehr Halt in Ferse und Mittelfuß. Einziger Kritikpunkt ist hier, dass die Ferse auf Grund der fehlenden Fersenkappe zu viel Spiel hat. Da im Gegensatz zum Solar Glide aber kein zusätzliches Schnürloch vorhanden ist, besteht hier leider nicht die Möglichkeit, den Bereich noch enger zu schnüren. Zusammenfassend bietet aber der neue UltraBoost neben mehr Sicherheit und einer besseren Passform vor allem viele Überraschungseffekte von der alten zur neuen Ausfürung.
Adidas Solar Glide ST
Die stabile Variante vom Solar Glide kommt in zartem Schwarz an unsere Füße. Im Gegensatz zu seinem ungestützten, sehr gut passenden Bruder wirkt der ST am Anfang überhaupt nicht schwammig. Das kann aber auch an der halben Nummer kleiner im Versuchsmodell liegen. Zu dem großen Anteil an Boost Material kommt jetzt auch wieder eine Pronationsstütze und zusätzlich die Führungsschiene zum Einsatz. Dadurch empfinden wir den Glide ST von Anfang an als sehr gut passend ohne großen Firlefranz oder Schnickschnack. Die fehlende Fersenkappe verunsichert zwar anfangs, aber wir finden, man sollte sich beim ST darauf einlassen. Denn bereits nach wenigen Metern hat sich das Gefühl des Schlupfens wieder in Luft aufgelöst.
Grundsolide – gut oder schlecht?
Die ersten Firmen haben wir geschafft. Das Nike-G-Modell im Eingangsbereich, was eher an einen SSA-Wolf der Bundeswehr erinnert, hat seine Schuhe inzwischen auf zwei Tischen aus der lokalen Cafeteria ausgebreitet. Wir wechseln nun auch in die offizielle Bekleidung vom Laufschuhtest, denn es sollen immerhin auch Bilder- und Filmaufnahmen gemacht werden. Außerdem ist unsere erste Garnitur inzwischen auch schon ganz schön nass. In diesem Zuge wechseln wir auch die geliebte CEP Socke in die zur Verfügung gestellte RU 4 von Falke. Weshalb das erwähnenswert ist, soll sich später deutlich zeigen. Denn jetzt geht es erst einmal zu den Japanern von ASICS.
Asics GT-4000
Sollten Läufer in Marschmallows sinken können, so würde es sich vermutlich anfühlen, wie beim neuen Asics GT-4000. Im Gegensatz zum federweichen Wasserbett ist der erste Eindruck eher ein leichter, fluffiger aber dennoch führender. Auch hier schlupft die Ferse anfangs, was sich aber nach etwa 400m auf Asphalt sprichwörtlich in Luft auflöst. Man merkt die optimale Symbiose aus Leichtigkeit, Führung und Stabilität ohne dass der Schuh dabei zu fest oder straff wirkt.. Das mag am inzwischen bekannten Schaum in der Zwischensohle (flyfoam) liegen. Empfehlen würden wir den GT-4000 für Läufer die vielleicht etwas schwerer sind und einen komfortablen, stabilen Schuh suchen ohne dabei eingeengt werden zu wollen.
Asics Dynaflyte
Zwischendurch flitzen wir auch mal schnell im Hallenoval, um uns aufzuwärmen. Drei Runden geht es im Dynaflyte um Geschwindigkeit und eine hohe Frequenz. Das Anziehen hat eher enttäuscht, da es sich eher um eine Standardpassform bspw. im Vergleich zum Solar Boost handelt und wir ja eigentlich immer mit innovativen Gefühlsausbrüchen überrascht werden wollen. Bei der 35er Runde über 200m überzeugt der Dynaflyte dann schon mehr trotz weicher Dämpfung. Die Ferse sitzt gut. Eine Empfehlung geht aber wieder in Richtung Läufer mit Erfahrung als Ergänzung im Bereich Trainings- Wettkampfschuh oder ein Laufeinsteiger mit guter Lauftechnik und ohne Beschwerden.
Spezialistenmodel Asics Gel-Pursue
Beim Gel-Pursue handelt es sich wie beim Brooks Defyance um eine reine Sonderanfertigung für die Laufspezialisten in Deutschland. Bei der Auswertung schnaufen wir nicht nur, weil die letzten Meter zur Halle immer bergan gehen sondern vielmehr, weil es nicht sonderlich viel zum Pursue zu sagen gibt. Positiv ist, dass es auch nichts zu meckern gibt. Er ist „okay“, ein grundsolider Laufschuh, bei dem nichts drückt, nichts reibt, nichts rutscht. Wer etwas Spezielles sucht, wird hier zwar nicht fündig – findet dafür aber einen verlässlichen Standardschuh. Etwas fester ist er vom Abrollverhalten und wir hatten den Eindruck, als wenn man drei Druckpunkte unter der Sohle spürt. Wir haben sie leichte Korkdruckpunkte aka Feedback des Schuhs genannt. Empfehlen tun wir den Pursue dennoch und zwar für alle Läufer mit einer leichten Überpronation und die es lieber etwas fester mögen. Einziger Kritikpunkt an Asics ist die nachwievor hohe Sprengung, die man auch im Pursue noch deutlich spürt.
Asics Fuji-Trabuco
Während der eine oder andere Kollege die Trailschuhe vom Format eines Saucony Peregrine auf der 200m-Tartanbahn testet, runzeln Marcus und ich nur die Stirn. Lieber lassen wir uns zum Abschluss den Fuji-Trabuco geben. Neu, sauber, ungebraucht – und wir denken uns, der Asics Kollege wird uns gleich hassen. Für uns wird der Fuji-Trabuco nämlich zum Testsieger. Angeblich auch auf 10mm Sprengung gebaut, läuft er sich dennoch komplett anders als der Gel-Pursue von eben. Und wie er läuft. Wir dreschen ihn durch Pfützen, Schlamm, tiefes Unterholz und der Schuh hält wie ein Eispickel in der Eiger Nordwand. Kompakte Passform ohne einzuengen. Gedämpft und dennoch angenehm hart im vergleich zu Xodus, Peregrine oder Speedgoat. Die durchschlagsfeste Platte unter dem Vorfuß hält wirklich alles ab. Der Schlamm bleibt nicht in der griffigen Sohle hängen. Lediglich auf Asphalt hört man die Härte dann durch und es erinnert an einen Traktorreifen auf der Autobahn. Aber dafür ist so ein Geländelaufschuh auch nicht gemacht. Zu laufen ist er sowohl über die Ferse als auch dynamisch im Vorfuß ohne dass die Zehengrundgelenke übermäßig beanspucht werden. Als kleinen Zusatz am Rande gibt es noch eine Tasche zum Verstecken der Schnürsenkel und eine Anziehhilfe außerhalb der Fersenkappe. Alles in allem ein wirklich sehr gelungener Schuh der Japaner. Und inzwischen sollten unsere beiden Testschuhpaare auch wieder trocken sein…
Auch bei unserem schwarzen G-Modell hat sich etwas getan. Das hat nämlich inzwischen alle Nike Schuhe wieder vom Tisch geräumt und versteckt sich jetzt hinter der Säule direkt am Ausgang der Wirtschaftseinfahrt. Überzeugende Marktführerschaft sieht auch anders aus…
Saucony und schweizer Veränderungen bei ON
ON Cloudventure
Draußen ist mittlerweile schönstes Dortmunder Novemberwetter und wir sagen uns, bevor es die verdiente Banane zur Mittagspause gibt, gehen wir noch mal im Dreck spielen. Der neue Cloudventure von ON ist komplett überarbeitet. Im direkten Vergleich nach dem Fuji-Trabuco läuft er sich deutlich direkter und dynamischer. Das Obermaterial ist weitesgehend gleich geblieben. Darunter aber laufen wir jetzt im Leopard 2A5 Panzer mit Gummipolster-Kettengliedern. Die aufgesetzten Clouds sind deutlich stabiler und nochmals mit einer Art Gummiwürfel verstärkt. Statt der halbrunden Clouds der Vorgänger gibt es jetzt doppelt eingerahmte Vierecke. Die Griffigkeit ist deutlich besser. Auch hier rutscht nichts im Schuh. Lediglich die Schnürsenkel könnten etwas stärker und länger sein, was aber durchaus von der Breite des jeweiliges Fußes abhängig ist. Der neue Cloudventure dürfte eine gute Wahl für unseren Legend of Cross im herbstlichen Mühlberg werden.
Sauony Peregrine
Der derzeit meist verkaufte Geländelaufschuh bei uns im grünen Herzen Deutschlands. Der neue Peregrine will nicht auf die Tartanbahn sondern auf die Finnebahn im Wald und durch den Dreck. Wir denken an eine Mischung aus Asics Trabuco und On Cloudventure – der Saucony Peregrine. Nicht zu weich und nicht zu hart. Die durchschlagsfeste Platte unter dem Vorfuß ist zwar nicht mehr aus Carbon, hält aber dennoch. Die Neuerung ist hingegen das ISO Fit Schnürsystem. Wie kreuzende Finger beim „Vater-Unser“ ziehen die Schnürsenkel den Mittelfuß und den Schuh zusammen. In einer Symbiose aus Führung und Freiheit für den Untergrund harmoniert das neue System tadellos mit unseren Vorlieben für die Hindernis- und Schlammläufe dieser Welt. Das Wasser aus den Pfützen und Bachläufen geht zwar schnell in den Schuh rein, läuft aber genauso schnell wieder ab. Durch die enorm gute Polsterung ist der Peregrine durchaus auch für lange Einheiten im Gelände mit kürzeren Asphaltabschnitten geeignet. Was uns nur stutzig macht, ist das ungewohnte Schlupfen der Ferse aus dem Schuh. Was im steilen Gelände einmal passieren kann, sollte in der Ebene eigentlich nicht vorkommen. Und schon gar nicht in einer US 11 wenn man sonst in einer US 11,5 über den Rennsteig läuft. Zurück in der Halle bestätigt sich unsere Vermutung. Wir wechseln in unsere geliebte CEP Socken aus Bayreuth und schon rutscht da rein gar nichts mehr. Beim Pausengespräch mit Refresher am UltraSports Stand erfahren wir, dass viele Laufprofis dieses Fersenproblem hatten. Wir sind mal gespannt, ob alle den Fehler mit der Socke gefunden haben oder der Schuh schlecht geredet wird…
ON Swift und ON Cloudflyer
Mit der Neuheit Swift werden die Schweizer merklich konsumiger. Der auf 7mm Sprengung gebaute Schuh ist vorwiegend an Neutralläufer adressiert. Mit einem EVA Ersatzgemisch namens Helon läuft er sich angenehm weich und so gar nicht mehr ON-typisch. Die Passform ist gut beim Reinschlüpfen und auch das sockenähnliche Obermaterial dürfte gerade bei Hallux geplagten Läufern Linderung bringen. Leider hat sich auch hier die Ferse nach rechts und links bewegt. Für uns ist schwer einzuordnen ob es sich um eine Spezialität handelt oder schlicht einen Komfortschuh aus dem Hause der Schweizer. Im Gegensatz dazu läuft sich der direkt im Anschluss getestete Cloudflyer gewohnt ON-typisch – sehr direkt und nicht so aufgepumpt, wie der Swift. Die deutlich bessere Passform ist der x-förmigen asymetrischen Schnürung zu verdanken. Eine Mischung aus der Sohle des Swift und dem Schaft des Cloudflyers wäre die Lösung. Empfehlen würden wir den Cloudflyer nachwievor an so leichte Hasen wie unseren Marcus oder alternativ für nicht ganz so ausgedehnte Laufausflüge.
Saucony Kinvara 10
Der Kinvara 10 kommt als Geburtstagsmodell. Er wird wieder leichter und bringt jetzt nur noch 221g auf die mitgebrachte Briefwaage. Für meinen breiten Schlappen war er optimal. Marcus hatte mit seinen schmalen Füßen ein wenig zu viel Spiel im Mittelfuß. Dennoch betrachten wir beide den neuen Kinvara als sehr angenehm und mit guter Passform. Neu sind zwei kleine Fersenbäckchen, welche der Ferse sichtbar Führung geben. Zwar dürfte auch der neue Kinvara „nur“ 400 bis 600KM halten. Eine lohnenswerte Alternative als Trainings- und Wettkampfschuh bis zur Marathondistanz ist er aber defenitiv.
Saucony Triumph ISO 5
Unserem Eindruck nach ist der 5er Triumph wieder deutlich besser geworden als sein Vorgänger. Man hat aus dem Fersenbereich 2mm weggenommen und stattdessen noch einmal mehr vom weicheren EVERUN Material verwendet. Mein erster Gedanke, dass er doch dadurch noch weicher, schwammiger wird bestätigt sich Gott sei Dank überhaupt nicht. Die Passform beim Anziehen zeigt schon eine deutliche Verbesserung. Das mag am ISO Fit Schnürsystem liegen oder am langsam dicker werdenden Fuß. Dennoch muss er im Mittelfußbereich richtig angeknallt werden mit den Schnürsenkeln. Vielleicht können die Entwickler für den 6er 1-2cm Obermaterial weniger verwenden. Wenn die Senkel einmal verstaut sind, regt sich nichts mehr – kein Rutschen, kein Reiben, kein Drücken. Rollen tut er sich wie die Dauerlaufvariante vom Kinvara – sollte auch gerade für Läufer mit mehr Charakter sprich Gewicht geeignet sein. Schwammig ist er auch nicht sondern erlaubt vielmehr ein Spiel mit verschiedenen Laufstilen von der Ferse bis zum Ballenlauf. Nur schmale Füße dürften beim Triumph leider kein runners high erwarten.
Beetster, der BVB und unser bestes Pferd im Stall
Draußen sehen wir inzwischen immer nur den gleichen Läufer, der offensichtlich auch fleißig Kilometer sammelt. Die Pommes-Bude vor dem Stadion des BVB ist auch aufgebaut und wir nehmen in der Halle noch schnell 1-2 Becher Beetster von UltraSports. Denn jetzt kommt die Firma, die in den letzten zwei Jahren alle anderen überholt hat – NewBalance. Auf unserem Zettel stehen unser Spezialistenmodelle NB 880 & NB 860 sowie NB 890, NB 1080, die Rennsemmel NB 1500, Vongo und der NB More. Da bleibt keine Zeit für eine Mittagspause – Banane, einen Schluck Beetster und ab zurück in die Testschuhe.
New Balance 860
Die Alternative zum alten Brooks Adrenaline GTS in der B-Weite. Die neunte Version vom 860 ist und bleibt stabil. Natürlich fühlt er sich nach den leichten Saucony und ON zunächst wie ein Backstein an. Während das Obermaterial sich sanft an den geschundenen Fußrücken anschmiegt, wird im Kopf der Eindruck von Komfort und ein wenig gepuderter Watte vermittelt. Schon beim Verlassen der Halle ist das Backsteingefühl weg und die knapp 320g rollen rund und komfortabel. Auch hier reibt, drückt und schlupft rein gar nix. Die 10mm Sprengung merkt man zwar, aber der stabile 860 ist ja auch nicht für elfengleiches Vorfußlaufen gedacht – stabil, zuverlässig und komfortabel dämpfend. Außerdem gibt es den NB 860 bei uns in der schmalen Ausführung.
NewBalance 880
Das Sondermodell NB 880 gibt es ausschließlich bei den Laufprofis in Deutschland. Besonders ist noch, dass wir im Laufladen Erfurt ausschließlich die schmalen Varianten vom NB 880 nehmen. In Dortmund testen wir ausnahmsweise die breitere Weite. Schon beim Loslaufen kommt das altbekannte und sehr gute Gefühl des Alleskönners. Der Schuh übernimmt ähnlich dem Defyance sofort die Führung über die Passform und das optimale Verhältnis zwischen Dämpfung und Reaktionsfreudigkeit. Egal, ob auf dem inzwischen von der Sonne geküssten Asphalt oder weiter unten im Park. Der NB 880 ist breit einsetzbar und gilt zurecht als neutral-stabile Variante für Laufeinsteiger bis hin zum Marathoni.
NewBalance 1080
Der NB 1080 hat sich zu 2017 ja massiv verändert. Inzwischen ist er durch das Fresh Foam Material deutlich leichter geworden. Unser Eindruck war aber auch hier wie erwartet mehr als positiv: Bequem, leicht, dämpfend, führend in der Ferse. Er hat zwar nicht mehr den sockelähnlichen Aufbau, kompensiert das aber mit der breiteren Sohle im Vorfuß. Dadurch signalisiert er gerade beim langen Dauerlauf Stabilität und Sicherheit. Während Marcus anfangs in der Ferse noch ein wenig Spiel hat, diskutieren wir, dass der 1080 ja gerade auch für lange Dauerläufe gedacht sein kann und man durchaus mit der Schnürung spielen kann. Nach der Testrunde sind wir uns aber einig: Die Zeit vergeht wie im Flug. Der NewBalance 1080 rollt nahezu lautlos dahin und kippeln tut bei dem Schuh rein gar nichts.
NewBalance Vongo
Marcus und ich flitzen wieder ums Stadion. Jetzt im leichten und auf nur 4mm Sprengung gebauten NB Vongo. Nach 1080 und 860 bleiben wir zunächst auf der Ferse und merken plötzlich, wie die Wade reagiert. Das ist nicht schlimm, zeigt uns aber, dass eine flache Bauform eher zum Mittelfußlaufen einlädt. Ansonsten bleibt auch der neue Vongo ein sehr leichter Schuh mit einer weichen korrigierenden Stabilität. Man merkt zwar deutlich die Führung des Schuhs wird aber nicht überfordert, da auch hier die Ferse wunderbaren Halt hat und perfekt sitzt. Da der Vorfußbereich wieder breiter als der Mittelfuß ist, fühlt der Läufer diesen Tick mehr an Sicherheit in der Standphase und beim Abdruck nach vorn. Einordnen würden wir den Vongo in die Richtung eines dynamischen Neutralläufers mit der latenten Suche nach Führung und Sicherheit bzw. Stabilität, der es gerne auch mal flott mag.
NewBalance 890
Letztes Jahr sind wir mit dem Vorgänger noch den Rennsteig Marathon gelaufen. Der neue NB 890 kommt leider erst im April und wirkt so ganz anders – eher wie eine Dauerlaufvariante vom Wettkampfschuh NB 1500. Der NewBalance 890 ist ein sehr, sehr leichter Schuh, der ein sehr, sehr schnelles und angenehmes Laufgefühl vermittelt. Dabei wirkt er nicht zu hart oder zu weich. Er wirkt genügend gedämpf für einen Dauerlauf und hart genug um auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten spielen zu können. Er trampelt nicht und verzeiht auch die eine oder andere Unebenheit auf hartem Untergrund. Sobald es nass und schlammig wird, möchte der neue 890 aber lieber auf hartes Geläuf. Auch am Obermaterial hat NewBalance gearbeitet und orientiert sich am Strickschaft, der die oft erwähnte sockenähnliche Passform vermittelt. Obwohl er im Vorfuß wieder sehr breit erscheint, konnten wir Marcus seinen schmalen Fuß mittels der Schnürung gut einfangen und Halt bieten.
NewBalance 1500
Die Erfahrungen rund um den NB 1500 mit BOA Schnellschnürsystem sind schnell erzählt. Hart, direkt und fix ist er. Allerdings haben wir hier auch wieder ein wenig gespielt. Während am linken Fuß der reguläre 1500 sitzt, habe ich in die rechte Ausführung die maßgeschneiterte Einlage unserer Orthopädie-Schuhtechnik Tasch gelegt. Denn hin und wieder meldet sich auch bei uns der Körper und vorallem das Gelenk der großen Zehe. Während die rechte Variante von Anfang perfekt sitzt und durch die dickere Einlage sogar noch etwas mehr Dämpfung erzeugt, empfinde ich links etwas Luft unter dem Vorfuß. Mag sein, dass sich das Quergewölbe einfach nach Unterstützung sehnt. Der 1500 ist und bleibt ein Wettkampfschuh. Gedacht für schnelle Einheiten im Intervallmodus oder über das BOA System auch als Laufschuh im Triathlon.
NewBalance More
Die absolute Neuheit von NewBalance neben dem 890 wird 2019 sicherlich der More. Ich selbst darf ihn seit Januar durch die verschneiten Wälder und feuchten Parkwege der Landeshauptstadt probieren. Mittlerweile hat er gute 200 KM im Trainingstagebuch. Bilder dürfen wir noch nicht zeigen. Verraten dürfen wir aber schon einmal soviel. Es wird ein Frontalangriff auf Hoka werden. Er läuft sich so ganz anders als alle anderen NewBalance Schuhe. Man spürt sofort eine Entlastung im Bereich der Wade und Achillessehne, was vorallem Vielläufern gefallen wird. Ich denke, dass auch das Thema Haltbarkeit und Laufkilometer beim More deutlich positiver ausfallen wird als bei den Jungs mit dem Albatross auf der Zunge. Die Details gibt es dann ab April 2019….
Lunge Manufaktur – außer Konkurrenz
Der Halbmarathon liegt schon hinter uns. Der Organisator ersucht uns, doch noch einmal Lunge Schuhe aus der Mecklenburger Lunge Manufaktur zu testen. Machen wir doch gern. Die anderen Laufprofis sind größtenteils schon umgezogen während wir wieder in die Kälte ziehen. Denn jedesmal, wenn wir an der besagten Pommes-Bude direkt vorm BVB Stadion vorbeilaufen, überkommt uns dieses typische Hungerast-Krummeln in der Magengegend. Regionalität heißt ja auch irgendwie, sich den Gegebenheiten vor Ort anzupassen, oder? Zunächst testen wir aber den Neo Run und Integer Run Rebound von Lunge, die offensichtlich seit diesem Jahr einen Satz mit Testschuhen haben.
Lunge Integer Run Rebound
Wenn sich bis dahin die eine oder andere Stelle am Fuß bemerkbar gemacht hat – sobald man im Integer steht, ist es weg. Egal ob Spreizfuß, Senk-/Knickfußbeschwerden oder ein schmerzhafter Hallux am Großzehengelenk. Natürlich sieht er auf den ersten Blick nicht aus wie all die anderen schönen, aufgeplusterten Laufschuhe aus Fernost. Im Gegensatz zum Balzverhalten paarungswilliger Hornbills an Borneos Äquator überzeugt Lunge im Stillen. Der Fuß fühlt sich sofort gut aufgehoben. Der Schuh passt ohne eng zu wirken und bietet dennoch genügend Platz für Spiel. Schon bei den ersten Laufschritten kommt dieses leichte Abrollen über die Ferse. Als würde man mit seinem Lieblingsstraßenschuh einfach zum Dauerlauf antreten. Im Fazit führt das dazu, dass Marcus und ich am Ende sagen, dass wir den Integer Run ab sofort bewusster und öfter als Laufschuh und nicht als Gesundheitsschuh für die Straße aus dem Regal ziehen. Verdient hat er es allemal.
Lunge Neo Run
Ganz in weiß ging es im neuen Neo Run in den Park und auf den Asphalt. Also eigentlich direkt zur Currywurst. Auf dem Kilometer davor macht sich die geänderte Passform zu 2018 bemerkbar. Er sitzt heuer einfach besser. Obwohl er nach wie vor direkter und durchaus schwammig ist, läuft er sich anders als noch in Leipzig. Wer die alten Lunge Classic Run kennt, wird keinen Wiedererkennungswert haben. Wer aber neben dem Classic Run oder unserem aLLEgro auf der Suche nach einem alternativen Lunge ist – der kann auch mit dem Neo Run glücklich werden. Man trägt einen Lunge Schuh manchmal ja auch nicht nur wegen der Funktionalität sondern auch um eine Aussage zu tätigen…
Lunge aLLEgro
Einer unserer Höhepunkte ist sicherlich der neue Lunge aLLEgro. Man stelle sich folgende Situation vor: Während viele Kollegen schon mit Turnbeutel samt gestellter Laufbekleidung auf dem Heimweg oder dem Kuchenbuffet sind, hauen wir noch mal richtig Schweiß in die Funktionsfaser. Zunächst in der Halle geht es um die Tartanbahn für fünf Runden in unserem Prototyp und eigens kreierten Laufschuh Lunge aLLEgro. Zartes Lagunenblau mit leuchtend orangenen Schnürsenkeln. Keiner außer uns kann diesen Schuh kennen. Die Blicke vom Buffet verraten es. Die abriebfestere Hexa-Grip-Sohle läuft sich schon mal gut. Die Zwischensohle funktioniert und lässt den neuen Laufschuh aus dem Laufladen Erfurt völlig lautlos und rund dahin gleiten. Gerade der schmale Fuß von Marcus verspürt kein Rutschen sondern eine angenehme Passform. Dann geht es raus ins asphaltierte Nass. Aber der aLLEgro steht nachwievor wie eine Eins. Bei Currywurst und Pommes philosophieren wir schon einmal über den Schuh. Lediglich die 3-D-Sohle im Schuh könnte etwas zu viel sein, kann aber problemlos getauscht werden. Das Fazit vom Prototyp verspricht viel für das Frühjahr – denn dann kommt der neue Lunge aLLEgro exklusiv in den Laufladen Erfurt.
Klein aber beachtenswert – Mizuno, Diadora & Karhu
Im Gegensatz zu großen Ketten, sind wir unabhängig und wollen auch hin und wieder kleinen Firmen die Möglichkeit bieten, gute Laufschuhe an den Läufer zu bringen. Nach knapp 25 KM warten zum Abschluss noch die Kollegen von Mizuno, Diadora und Karhu. Gerade die Japaner von Mizuno überzeugen uns mit den Änderungen im Wave Horizon und dem Wave Sky.
Mizuno Wave Sky
Außer einer neuen Farbe bleibt der Mizuno Sky nahezu gleich. Schön ist, dass man nicht mehr ganz so „tappsig“ unterwegs ist. Mizuno hat es mit den beiden Modellen geschafft, ein rundes und öknomisches Laufen zu generieren. Das Mesh im Obermaterial ist zwar konservativ – funktioniert aber tadellos. Außerdem haben sie eine schöne „Luftumarmung“ – einen sogenannten aerohug – eingeführt. Die lässt den Mittelfuß straffer sitzen und erhöht somit nochmals den Komfort.
Mizuno Wave Horizon
Generell überabreitet wurde der Mizuno Wave Horizon. Neben der entkoppelten Ferse wurde außerdem eine zusätzliche Abrollkerbe im Vorfuß eingearbeitet. Dass der klassiche Stabilschuh ein solcher ist, merkt nicht mal Marcus beim Probelaufen. Die Passform bleibt, positiv gesehen, Mizuno typisch gut. Inklusive einer schön ausgepolsterten Ferse, einer hohen Dämpfung und einem weiterhin leisen Abrollverhalten auch für schwere Läufer.
Didaora Blueshild Hip
Für den auf 10mm Sprengung gebauten Blueshield Hip braucht man entweder ordentlich Saft im Muskel oder deutlich mehr Gewicht. Die Umstellung von den vielen leichten Schuhen auf den ersten 20 KM des heutigen Tages zeigt Wirkung. Der Diadora ist zwar weich gedämpft, kommt aber anfangs als viel zu schwerer Schuh im Bewusstsein an. Das gibt sich nach drei, vier Runden laufen allerdings und er läuft besser. Dass die Italiener eine gute Passform erreichen ist vor allem auf den nahtfrei gehaltenen Schaft im Innenschuh zurückzuführen. Dort besteht nämlich nicht mal im Ansatz die Möglichkeit einer Scheuer-, Druck- oder Reibestelle. Wer Sicherheit im Schuh braucht und nicht auf Dämpfung verzichten möchte dürfte im Blueshild Hip einen treuen und vorallem langlebigen Begleiter finden. Und auch preislich stellt er einen guten Einstieg dar.
Diadora Mythos Elite
Für uns der bessere Diadora war jedoch der Mythos Elite. Zu empfehlen ist er definitv für schwere bis sehr schwere Läufer und mittlere bis langsame Laufgeschwindigkeiten. Spontan hätten wir ein Mindestgewicht von 80-85 Kilo angegeben. So ein leichter Floh wie Marcus muss da schon deutlich mehr Energie aufwenden um gegen die hohe Sprengung anzukommen. Obwohl er schwer ist, wirkt der Schuh nicht zu schwer. Er „batscht“ nicht, zwingt den Läufer aber unumstößlich über die Ferse zu laufen. Auch läuft er deutlich runder als der Blueshield Hip. Das Obermaterial ist wieder strumpfähnlich und führt zu einer guten Passform. Er ist kein Backstein, aber auch kein leichtgewichtiger Komfortschuh – eher so ein halbrunder Stabiler.
Kahru Ikoni Ortix
Das Problem ist, wenn man Durchschnitt ist, dass man nicht auffällt. So geht es uns zum Abschluß mit den Finnen von Kahru. Sie bauen keine schlechten Schuhe. Immerhin orientiert sich die Bauform des Leisten an über 100.000 analysierten Füßen. Er passt und läuft rund. Aber es ist wahnsinnig schwer, ihn außerhalb des standardisierten Mittelwertes einer Richtung zuzuordnen. Das muss man vielleicht auch gar nicht. Die Ferse und der Mittelfuß sitzen gut und im Vorfuß ist genügend Platz auch für einen breiten bis sehr breiten Schlappen. Da die integrierte Schale nur bis zum Mittelfuß geht, soll ein dynamisches Nach-Vorne-Drücken erreicht werden. Leider drückt bei uns nach über 25 KM heute nur noch der Hunger. Die 9mm Sprengung hingegen fallen wenig ins Gewicht. Daher geht die Empfehlung durchaus an ein breites Publikum vom Laufeinsteiger mit Suche nach Bewegungskontrolle bis zum Ergänzungsschuh für die langen Einheiten.
Die Zusammenfassung 2019
Zusammenfassend stehen am Ende exakt 37 getestete Modelle und etwas über 25 Kilometer auf der Habenseite. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass unsere beiden Chefeinkäufer Frank und Alex eine sehr gute Arbeit in der Vororder 2019 gemacht haben. Es gibt heuer keine großen Neuerungen, vom Lunge aLLEgro und dem NewBalance More einmal abgesehen. Es gibt aber auch keine großen Enttäuschungen. Zumindest nicht bei den Schuhen, die unsere Läufer im Laufladen Erfurt finden werden. Darüber hinaus ist es immer wieder faszinierend, dass Erfahrung alternativlos ist. Bei uns sind es die kleinen Stellschrauben wie Schnürung, Einlegesohle, individuelle Einlage vom Orthopädie-Schuhtechniker, veränderte Socke oder anderer Schuhtyp, die den Unterschied machen. Hinzukommen Tips zur Trainingssteuerung und Bewegungsanalyse. Aus diesen Zutaten kann tatsächlich ein Großteil verletzungsfreier und zufriedener Läufer „gemacht“ werden. Drei Firmen haben wir heuer bewusst ausgelassen weil entweder die Zeit gefehlt hat, die Korrelation zwischen Preissteigerung, nachlassender Qualität & Unternehmenskultur dishamoniert oder eben die schwarze G-Klasse aussagekräftig genug ist. Wichtig ist für uns, dass wirklich ausnahmslos alle Schuhe von uns auf Herz und Nieren getestet werden konnten. Natürlich gibt es die Modelle nicht nur bei uns im Laufladen Erfurt sondern überall und erst recht online. Die kleinen Geschichten am Rande, wann die Ferse bei welcher Geschwindigkeit aus dem Schuh kommt und welchen Asphalt die Continentalsohle am liebsten mag – die gibt es nur bei uns. In diesem Sinne kann die Laufsaison 2019 kommen.